Beiträge aus dem Dialogforum Wiehre

Die Freiburger Burschenschaft Teutonia setzt auch im Jahr 2023 ihr „Dialogforum Wiehre“ fort. Ganz dem Anspruch folgend, eine realistische Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Bundes- und Verbandsleben greifbar zu machen und auch nach Aussetzung der Wehrpflicht ein klares Bekenntnis zu und Verbundenheit mit unseren Streitkräften zu betonen, sprachen im ersten Halbjahr 2023 zwei Offiziere.

"Der Krieg in der Ukraine und seine Konsequenzen für die deutsche und europäische Sicherheitspolitik" mit Wbr. Generalmajor a.D. Walter Spindler fand zum Abschluss des Wintersemesters 2022/2023 statt.

Der seit dem 24.02.2022 anhaltende russische Angriffskrieg in der Ukraine zwingt die NATO und die EU dazu, die Bewahrung von Frieden und Freiheit im hiesigen Teil Europas wieder zur vorrangigen politischen Priorität zu machen. Militärische Verteidigungsfähigkeit, Wehrhaftigkeit und Abschreckung sind wieder in aller Munde. Nach jahrzehntelangen Auslandseinätzen sind Landes- und Bündnisverteidigung – wie seinerzeit im Kalten Krieg - die zentralen politischen Herausforderungen der Gegenwart. Die Bundesrepublik Deutschland sieht sich in einer wichtigen Rolle großen Erwartungshaltungen ausgesetzt, wie die tagesaktuellen Diskussionen über die Lieferung von militärischem Großgerät an die Konfliktpartei Ukraine zeigen. Wie muss der notwendige Neustart deutscher und europäischer Sicherheitspolitik – als „Zeitenwende“ ausgerufen und mit einem 100 Mrd. Euro Sondervermögen im Bundeshaushalt unterlegt - aussehen? Der Verteidigungsexperte Walter Spindler zeichnete kritisch die Entwicklung der letzten Jahre nach, nannte die aktuellen Herausforderungen und brachte viele praktische Aspekte aus Sicht des Soldaten in Spitzenposition ein, die in mancher politisch getroffenen Entscheidung zu kurz kamen. Dem ca. 45minütigen Vortrag folgte im vollbesetzten Kneipsaal eine 90minütige intensive aktuelle Diskussion, in welcher der General überzeugend keine Frage offen ließ.

Referent: Dipl.- Kfm. Walter Spindler (*04.05.1954 in Detmold), erstes Bild, ist Generalmajor a. D. des Heeres. Nach dem Eintritt in die Bundeswehr 1973 bei den Panzergrenadieren durchlief er die klassische Offizier- und Stabsoffiziersausbildung einschließlich der deutschen und französischen Generalstabsausbildung. Als General kommandierte er ab dem Herbst 2003 die Deutsch-Französische Brigade in Müllheim (Baden), mit der er als Kabul Multinational Brigade 2011 auch in den Einsatz nach Afghanistan ging. Später wurde er Stellvertretender Kommandierender General des Eurokorps in Straßburg. Zuletzt war er ab Sommer 2013 Kommandeur des Ausbildungskommandos in Leipzig. Die Versetzung in den Ruhestand erfolgte im Herbst 2017. Seitdem ist er selbständiger Politik- und Unternehmensberater. Spindler studierte von 1974 bis 1978 an der Universität der Bundeswehr München Wirtschafts- und Organisationswissenschaften und ist seitdem Mitglied des dortigen Corps Suevo-Guestphalia im grünen Kartell des WSC.

Der Vortrag „Die organisierte Kriminalität und ihre Auswirkungen auf die äußere Sicherheit“ mit Kapitänleutnant Heiko von Ditfurth wurde zum Auftakt des Sommersemesters 2023 durchgeführt.

Organisierte Kriminalität wird häufig auf das eigene Land bezogen. Nur selten thematisieren größere Medien dieses Problem aus anderen Ländern. Dabei hat sich die organisierte Kriminalität die Globalisierung zu Nutze gemacht. Ob See-, Luft- und Landwege oder im Cyberraum, den kriminellen Akteuren sind keine Grenzen gesetzt. Seit einigen Jahren nehmen internationale Organisation die Bedrohung durch organisierte Kriminalität wahr und reagieren darauf. Doch was ist unter dem Begriff „organisierte Kriminalität“ (OK) überhaupt zu verstehen? Und wie beeinflusst dieser Bereich der äußeren Sicherheit Deutschlands in den letzten Jahren? Als Referent für Sicherheitspolitik gab von Ditfurth einen Überblick und zeigt dabei auch, wie sich die Bundeswehr engagiert. Er definierte zunächst Begriffe wie OK, Gruppen, Ströme von Waren, Personen etc. sowie den Sicherheitsbegriff. Beispiele wie Afghanistan zeigen, wie der Opiumanbau und - handel auch als Druckmittel in der internationalen Politik (hier des Taliban-Regime) dienen kann oder in die Ukraine gelieferte Handfeuerwaffe dann andernorts auf dem Schwarzmarkt auftauchen. In der Diskussion ging es auch um die sicherheitspolitische Arbeit an Schulen, die Rolle der Marine insgesamt und die Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZ) in Baden-Württemberg.

Referent: Heiko von Ditfurth (*04.10.1985 in Eckernförde), zweites Bild, ist Kapitänleutnant und Jugendoffizier für Freiburg. Nach dem Eintritt in die Bundeswehr 2005 als Marineinfanterist durchlief er ab 2010 die klassische Marineoffiziersausbildung. Er studierte von 2011 bis 2015 an der Universität der Bundeswehr München Management & Medien im Bereich Journalistik. Von 2016 an fuhr er auf dem Minenjagdboot Datteln zur See und nahm als Wachoffizier an mehreren nationalen und multinationalen Manövern in der Ostsee teil. Es folgten vier Jahre im Bereich der Weiterentwicklung und Planung für das 3. Minensuchgeschwader in Kiel. Seit 2022 ist von Ditfurth als Jugendoffizier tätig und hält als Referent für Sicherheitspolitik unter anderem Vorträge an Schulen (UD).